Sind Sie vom VW Aktionscode 23M7 / 23M5 / 23M4 / 23M3 betroffen?
VW Aktionscode 23M7 / 23M5 / 23M4 / 23M3 - erneuter Rückruf für T5, Crafter, Touareg, Polo & Amarok
1,3 Millionen Fahrzeuge müssen weltweit in die Werkstatt, damit ein Software-Update aufgespielt werden kann. Darunter VW T5 und VW Crafter, VW Polo, VW Amarok und VW Touareg. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat den Rückruf veröffentlicht und als verpflichtend erklärt. In Deutschland sind rund 300.000 Fahrzeugbesitzer betroffen.
Aktuell: Zur derzeit laufenden Rückrufaktion für Touareg, T5, Crafter, Polo und Amarok haben wir aufgrund der großen Nachfrage eine Service-Nummer eingerichtet. Sie erreichen uns unter 0800 000 1959. Sollten Sie uns außerhalb unserer Geschäftszeiten anrufen, können Sie gern eine Nachricht hinterlassen, wir rufen am nächsten Morgen zurück. Per Mail erreichen Sie unseren Automotive-Experten Frederick Gisevius unter info@updatefolgen.de.
Darum geht es in diesem Artikel:
ToggleWir begleiten Massenschadensfälle seit über 10 Jahren.
Udo Schmallenberg
Journalist
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Korrektur alter Updates im “Thermischen Fenster”.
Das KBA nennt es nicht Thermofenster und Abschaltvorrichtung, meint es aber: Es wird erklärt, dass die Reduktion der Abgasrückführungsrate (AGR) in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur nicht der europäischen Verordnung VO (EG) Nr. 715/2007 und den Urteilen des EuGH vom Juli 2022 zu Thermofenstern entspreche.„Der Europäische Gerichtshof hatte mit Urteilen vom 14. Juli 2022 deutlich gemacht, dass er Thermofenster, die dazu führen, dass die Abgasreinigung bei Temperaturen unter 15 bzw. über 33 Grad oder bei Höhen über 1.000 Meter, reduziert wird, für unzulässig hält“, sagt Rechtsanwalt Frederick M. Gisevius, BRÜLLMANN Rechtsanwälte und Kooperationsanwalt von motorschaden.de .
Welche Fahrzeuge sind von den VW Aktionscodes 23M7, 23M5, 23M4 und 23M3 betroffen?
Betroffen sind
- VW Polo der Baujahre 2010 bis 2014 (Rückruf-Code 23M3)
- VW Crafter und VW Transporter des Baujahre 2009 bis 2015 (Rückruf-Code 23M4)
- VW Amarok der Baujahre 2010 bis 2013 (Rückruf-Code 23M5)
- VW Touareg der Baujahre 2011 bis 2014 (Rückruf-Code 23M7) sowie Baujahre 2010 bis 2014 unter dem Code 23N3.
Die aktuell vom EU-Gerichtshof klare Rechtsprechung meint den EA189 -Dieselmotor und hier die Updates, die nach Aufdeckung des Skandals ab 2017 aufgespielt wurden.
Nach neun Jahren: Der Rückruf vom Rückruf
Das Verwaltungsgericht Schleswig hat mit Urteil vom 20. Februar 2023 deutlich gemacht, dass das Software-Update bei einem VW Golf 6 eine unzulässige Abschalteinrichtung in Form eines Thermofensters enthält, die entfernt werden müsste. VW und KBA haben gegen dieses Urteil zwar Berufung eingelegt, dennoch hat das KBA nun die ersten Rückrufe veranlasst.
„Ob noch weitere Rückrufe folgen, ist derzeit nicht bekannt. Auszuschließen ist es nicht“, so Rechtsanwalt Gisevius.
EA189-Motor kommt nicht zur Ruhe
VW-Käufer, die vom erneuten Rückruf betroffen sind, können Schadenersatzansprüche geltend machen. Der BGH hat mit Urteilen vom 26. Juni 2023 entschieden, dass Schadenersatzansprüche im Abgasskandal schon bei Fahrlässigkeit des Autoherstellers bestehen, „Dadurch hat der BGH die Hürden für Schadenersatzansprüche insbesondere auch für Fahrzeuge mit einem Thermofenster gesenkt“, so Rechtsanwalt Gisevius.
Die Kanzlei BRÜLLMANN Rechtsanwälte ist Kooperationspartner von Motorschaden.de und bietet Betroffenen eine kostenlose Ersteinschätzung ihrer Möglichkeiten an
Mehr Informationen: https://bruellmann.de/abgasskandal
Online-Öltest
Um abschätzen zu können, ob sich durch ein Update der Software die Gefahr eine Motorschadens erhöht sollte vor dem Update unbedingt eine Motorölprobe entnommen werden. Diese können sie entweder sofort prüfen lassen, oder für den Bedarfsfall einlagern.
Kontakt aufnehmen
Schildern Sie uns Ihr Thema – wir antworten zeitnah und kostenlos. Bitte erwarten Sie keine juristische Erstberatung.So etwas ist auf die Schnelle nicht möglich. Aber wir können Ihren Fall einschätzen, den Schadensersatzanspruch hochrechnen und eine grundsätzliche Empfehlung geben.FAQ zu den VW Aktionscodes 23M7 / 23M5 / 23M4 / 23M3
Ja, der Rückruf ist Pflicht. Wer nicht teilnimmt riskiert, dass das Auto irgendwann stillgelegt wird Zulassung entzogen und das Auto darf nicht mehr weiter im Straßenverkehr bewegt oder im öffentlichen Raum abgestellt werden. Irgendwann werden die Anschreiben auch mit Bußgeldern belegt. Spürbare Konsequenzen kann der Rückruf aber auch haben, wenn das betroffene Auto zum TüV muss oder auf sonstige Art und Weise in Kontakt mit der zuständigen Zulassungsstelle kommt.
Wer also den Termin der Zwangsstilllegung möglichst weit hinausschieben möchte, der sollte nicht kurz vor der TüV-Abnahme stehen.
Grundsätzlich gibt es in der Schadensdiskussion zwei Aspekte. Es gibt den sogenannten Differenzschaden und es gib den Schadenersatz für ein konkretes Schadensereignis. Das eine ergibt sich durch einen Blick zurück, das andere durch ein bereits eingetretenes oder konkret zu erwartendes Schadensereignis. Der Differenzschaden wird bei Autos, die noch einen gewissen Wert haben im Verhältnis “Alt zu neu” berechnet und kann bis zu 15 % des Kaufpreises ausmachen.
Rechtsanwalt Gisevius:
Beim Ersatz eines entstandenen Schadens muss aber weiter ausgeholt werden. Dieser tritt ein, wenn der Schaden nicht im Vergleich `alt zu neu`bemessen werden kann, sondern konkret anhand von Reparaturkosten, Wiederbeschaffungswert, Verzugsschäden o.ä.
Auch hier wieder ein Beispiel: Der Besitzer eines 2010 gekauften Crafters oder T5 mit 300.000 Kilometern lässt 2024 das Update aufspielen und macht keinen Differenzschaden geltend, weil er nicht durchsetzbar wäre (es macht keinen Unterschied zwischen `alt zu neu` oder der Anspruch ist verfristet). Nach 50.000 weiteren Kilometern ereignet sich ein kapitaler Motorschaden, der eindeutig auf Updatefolgen zurückzuführen ist. Gisevius: „In diesem Fall wäre nach erfolglose außergerichtlichen Vergleich ein Verfahren auf Schadenersatz möglich und sogar erfolgversprechend z.B., dann, wenn das Chassis des Transporters in einem bemerkenswert guten Zustand wäre oder der Besitzer viel Geld in einen Wohnmobilumbau gesteckt hätte. Ein Anspruch darauf würde wieder 3 Jahre nach Kenntnis zum Jahresende verfristen.
Schadensausgleichs zu kommen, darf der Kauf des Autos taggenau nicht vor mehr als 10 Jahren erfolgt sein. Dabei ist es unwichtig, ob ein Neuwagen oder ein Gebrauchtwagen gekauft wurde. Gisevius: „Der Hersteller bleibt 10 Jahre nach dem Kauf im Rahmen der geltenden Rechtsnormen, z. B., § 281BGB schadensersatzpflichtig.“ Dabei bleibt die mangelhafte Sache im Besitz des Eigentümers, der den Wertunterschied zu einer mangelfreien Sache als Schaden geltend machen kann. Dieser sogenannte `kleine Schadenersatz` kann bei jeder Pflichtverletzung geltend gemacht werden. Beispiel: Wird ein 2010 gebautes Auto 2024 zurückgerufen, dann hat der Besitzer, der das Auto als Neuwagen gekauft hat, keinen Anspruch mehr auf den Differenzschaden. Ein Besitzer, der das Auto 2016 gebraucht gekauft hat, aber schon. Eine endgültige Verjährung dieses Anspruchs tritt nämlich erst 3 Jahre nach Kenntnis des Schadens zum Jahresende ein, also in diesem besonderen Fall am 31. Dezember 2027. Anders sieht es beim Ausgleich eines Motorschadens aus. Hier gilt eine dreijährige Verfjährungsfist (zum Jahresende).
Das Thermische Fenster
Was genau das Update 23M4 oder parallel dazu auch die weiteren Updates für Polo, Amarok und Touareg mit dem EA189 Motor anstellt, bleibt im geheimen. VW hat den Code der Updates seit den ersten Rückrufaktionen 2016 niemals veröffentlicht, also bleiben nur Mutmaßungen.
Fest steht, dass das Kraftfahrtbundesamt offensichtlich vor dem Hintergrund der höchstrichterlichen Entscheidungen zum Thermischen Fenster den Hersteller verpflichtend beauftragt hat, eine temperaturabhängige Regelung der Abgasreduzierung so zu justieren, dass die Abschaltvorrichtung im Rahmen des z.B. in Deutschland herrschenden Wetters zum überwiegenden Anteil nicht in den Prozess eingreift.
Rechtsanwalt Gisevius: „Eine zulässige Abschaltvorrichtung reagiert nur zum Schutz des Motors unter Extremsituationen, was in Deutschland 40 Grad plus und 20 Grad Minus wäre – dazwischen müssen die Bestandteile wie AGR-Ventil, Turbolader und Partikelfilter so funktionieren, dass die in der Schadstoffklasse 5 geltenden Höchstwerte an schädlichen Emissionen nicht überschritten werden.
Problem dabei ist: Justiert man das Setting im Rahmen einer Kennfeldoptimierung juristisch einwandfrei, dann stößt der EA189, ganz besonders im T5, der ja bei allem Charme wie ein aufrechtstehendes Backblech durch die Windkanäle stürmt, schnell an seine Grenzen. Um trotzdem nicht mehr Schadstoffe abzugeben als erlaubt, wird die Taktung des AGR-Ventils verändert. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass dem Bauteil ein dreifaches seiner Leistung als im ursprünglichen Setting vorgesehen ist abverlangt wird.
Zusammenfassung: Durch das Update ergibt sich, dass das Ventil sich öfter öffnet und schließt. Es überhitzt ebenso wie der überlastete Turbolader. Darunter leidet die Lebenserwartung der Bestandteile der Abgasrückführung
Der Partikelfilter
Aber eine Intensivierung der Taktung bringt auch mit sich, dass dem Partikelfilter mehr Schadstoffe zugeführt werden. Das führt aufgrund der Steigerung der Durchspülungsfrequenz zu einer zunehmenden Verschmutzung des Motoröls, zu dessen Verdünnung und zum Eintrag abrasiver Stoffe in den Ölkreislauf, die unweigerlich die Lebenserwartung des kompletten Motors mindern und letztendlich auch zum Öltod genannten kapitalen Motorschaden führen.
Zusammenfassung: ein Motorsetting, das der Abgasrückführung mehr zumutet als es aushalten kann, führt zwangsläufig zu Motorproblemen.
Veränderungen und Folgen
Ob Leistung, Verbräuche und Performance sich verändern? Man muss davon ausgehen, denn die Leistung, die eine intensivere Abgasrückführung abruft, fehlt irgendwo. Um sie auszugleichen, muss mehr Gas gegeben werden, also auch mehr Verbrauch in Kauf genommen werden. Besonders intensiv bekommen dies Volkswagen-Besitzer zu spüren die mit dem DSG Doppelkupplungsgetriebe das Schalten der Technik überlassen. Hier ändert sich konkret das komplett Fahrverhalten des Autos. Daraus folgt:
Zusammenfassung: Updates haben auch Auswirkungen auf den Alltagsbetrieb
Nutzen des Updates
Was bringt das denn dann alles? Nach dem Update wird der Motor deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen als vorher. Was natürlich im Interesse der Umwwelt und auch der eigenen Gesundheit ist. Frage ist aber: Wer zahlt dafür, denn u.U. sind die Autos je nur gegen ältere Dreckschleudern eingetauscht worden, weil man den Versprechungen des Herstellers auf den leim gegangen ist. Am Ende bleibt:
Zusammenfassung: Das Update ist gut für die Umwelt, aber schlecht für das Auto und der Besitzer zahlt den Preis
Rechtsanwalt Gisvius: „Wenn man nur lange genug darüber nachdenkt wird eine Forderung nach Schadensersatz immer logischer, gern helfen wir Ihnen auf diesem Weg.”
Sogenanntes Chiptuning wird von den Updates überschrieben. Da der T5 grundsätzlich schon mal kein Supersportler ist, haben viele Eigentümer sogenannte Chiptunings vorgenommen und dadurch selbst Veränderungen am Setting von Einspritzung und Abgasaufbereitung vorgenommen. Anspruch auf eine Übernahme der Kosten, bzw. eine Reinstallation der Software haben haben Auobesitzer nur, wenn das Chiptuning offiziell eingetragen wurde. Wer aber Software installiert hat, die unter den Definitionen „Nur für Analysezwecke“ oder „Nur für Nutzung auf abgesperrten Flächen“ angeboten werden, der geht selbstverständlich leer aus und muss sein illegales Tuning nach Update der VW-Software wieder neu aufspielen lassen.
Grundsätzlich bleibt die Frage offen, wie sich ein Chiptuning mit dem alle Möglichkeiten des Emissionsabbaus nutzenden Softwareupdate des Herstellers verträgt.
Aktuell bieten verschiedene Dienstleister den von den diversen Rückrufaktionen ( z.B. 23M4) betroffenen Fahrzeugbesitzern sogenannte Kennfeldoptimierungen an. Darunter versteht man eine komplette Deaktivierung des AGR-Ventils bzw. eine Veränderung der Daten innerhalb der Programmierung der Steuerung der Abgasrückführung.
Auch wenn diese Art von Chip-Tuning die Probleme löst, die viele Autobesitzer derzeit durch das Aufspielen des Updates befürchten, ist es dennoch unzulässig. Autos, die mehr Abgase verursachen als zugelassen verlieren unweigerlich ihre Zulassungsgenehmigung.”