Kapitaler Motorschaden

MAN TGX Motorschaden - Hohe Brandgefahr beim D26-Motor

In den letzten drei Jahren dürften nach vorsichtigen Schätzungen weit über 200 MAN TGX LKW der Baujahre 2016 – 2019 nach einem kapitalen Motorschaden in Flammen aufgegangen sein. Wir haben bislang schon über 100 Fälle recherchiert und durch Zeitungsartikel dokumentiert. Offensichtlich zahlen die Versicherungen und die Spediteure begleichen das über steigende Beiträge. Eine öffentliche Diskussion gibt es trotz dreistelligen Millionenschäden und nahezu täglichen Autobahnsperren nicht. Wer nicht glauben kann, um was es hier geht, mag in der Google-Suche nach “MAN brennt” gern weitere Infos und vor allem Bestätigung finden. Ich habe zwar hier viel geschrieben: Aber am Ende fehlen mir die Worte….

Wir begleiten Massenschadensfälle seit über 10 Jahren.

Udo Schmallenberg

Journalist

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MAN Baujahre 2016-2019 betroffen

Der vielfach mit der Durchsetzung Schadensersatzansprüche gegenüber Motorenherstellern befasste Rechtsanwalt Frederick Gisevius weist aktuell auf mögliche Brandgefahren hin, die durch einen MAN TGX Motorschaden verursacht werden und bereits zu über 100  ausgebrannten Fahrzeugen geführt haben.

Die mit einem erhöhten Feuerrisiko behafteten Motoren treiben LKW der deutschen Volkswagen-Tochter MAN an. Betroffen ist sind Modelle des Typs TGX, die von 2016 bis 2019 produziert wurde (Motor D26 + X, Schadstoffklasse 6c). Die gefährderten LKW sind besser bekannt unter den Bezeichnungen 18.420, 18.460 und 18.500.

Es ist anzunehmen, dass alle hier gelisteten Brände auf ein gebrochenes Pleuel zurückzuführen sind. Ursache: Trockenlauf eines Pleuerllagers. Dies schlägt ein Loch in den Motor und austretendes Motoröl entzündet sich. Ursache ist ein bleifreies Pleuellager. Blei ist laut einer EU-Vorschrift nicht mehr zulässig.

Am 28. Juni 2024 gibt es eine Rückrufaktion für die Motorisierungen D2676LF51-53 oder D2676LOH35-37. Davon betroffen sind 120.000 LKW. Der von MAN selbst initiierte Rückruf wird nicht vom Kraftfahrtbundesamt überwacht.

Schon weit über 100 Schadensfälle

Der wohl bekannteste Schadensfall ist der der LKW-Brand im Hamburger Elbtunnel. 

Ob alle brennenden MAN konkret den vermuteten Schadensmustern entsprechen, kann nur im Einzelfall gutachterlich ermittelt werden. Die Statistik zeigt nur: D26 (6c) brennen regelmäßig, schwer löschbar und nach Ablauf einer bestimmten Zeit, daher häufen sich aktuell die Fälle, weil ein Großteil der betroffenen LKW “in die Jahre” kommt.

Nicht jeder defekte Motor brennt: Ein Blick in die Onlineverkaufsbörsen offenbart eine große Menge an Verkaufsangeboten für “MAN mit Motorschaden”.

Die nachfolgende Karte ist das Ergebnis unserer Onlinerecherche. Die Beteiligung von MAN ist nicht in jedem Fall gesichert. Die Marker-Punkte auf der Karte stellen LKW-Brände nach Motorschaden dar.

Hier brennen die LKW

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Szenekenner gehen davon aus, nahezu täglich irgendwo in Europa ein MAN LKW mit Motorschaden liegenbleibt und dabei meist auch in Flammen aufgeht. Unsere Liste muss unvollständig bleiben, da wir nur Brände veröffentlichen, die im Netz dokumentiert sind. Bitte melden Sie uns weitere Brandfälle, idealerweise mit Datum und einem Foto. Sämtliche Hinweise oder zusätzliches Dokumentationsmaterial können gern an info@motorschaden.de geschickt werden.

Aktuelle Bewertung der Gefährdungslage

Mit den Weihnachtsfeiertagen 2024 brach die Serie mit nahezu täglichen Bränden ziemlich abrupt ab, was wohl den Umständen geschuldet ist, dass das Weihnachtsgeschäft abgewickelt war und anschließend im neuen Jahr niedrige Temperaturen das Motorschadenrisiko senkten. Grundsätzlich kann aber auch die Verbindlichkeit des KBA-Rückrufs Folgen zeigen. Schlecht gewartete LKW in Einsatz zu bringen, bedeutet für den Halter seit offizieller Kenntnis des Mangels ein erhöhtes Schadenersatzrisiko.

Auch wenn die Zahl nicht valide ist: Im Januar 2025 brannten mehr LKW anderer Fabrikate als MAN. Zusätzlich zu den von uns dokumentierten Bränden hab es rund 10 Vollbrände mit anderen Ursachen, also z.B. Reifenbrände, überhitzte Brände oder Feuer im Bereich der Ladung oder technischer Aufbauten am Auflieger/Anhänger.

KBA sieht noch keine drohende Brandgefahr

Das Flensburger Kraftfahrtbundesamt ging lange Zeit wohl noch nicht von einer konkreten Gefährdungslage aus. Der MAN-Rückruf blieb bis Oktober 2024 nicht verpflichtend.

Dann reagierte die Behörde endlich und formulierte einen Rückruf, der an Verbindlichkeit wenig Spielraum lässt: LKW, die nicht in die Werkstatt gebracht werden, riskieren ihre Zulassungsgenehmigung und unter Umständen sogar eine Stilllegung. motorschaden.de hatte in Flensburg nachgefragt und als erstes Medium über den Sinneswandel des KBA berichtet.

“Burning MAN” – Warum brennt der D26 Motor?

Onlinemeldungen und lokale Zeitungen berichten aktuell vermehrt über brennende LKW, wobei es eine auffällige Häufung von MAN-Lastwagen gibt.

Der D26 Motor mit 460 PS aus der TGX-Baureihe der Jahre 2017 bis 2019 scheint dabei besonders oft in Flammen aufzugehen. Erste Recherchen haben ergeben, dass nach einem kapitalen Motorschaden ausfließendes Öl auf heiße  Motorteile trifft und sich dann entzündet.

Laut MAN kann der Motorschaden durch das Einhalten der Inspektionsintervalle vermieden werden.

Pleuel-Abriss sorgt für Motorschaden und Ölaustritt

Als Motorschaden scheint ein Pleuerlabriss vorzuliegen, die Folgen lösen dann den Brand aus. Unklar ist aktuell, ob der Schaden verhindert werden kann, oder ob ein Pleuelabriss so oder so irgendwann eintritt und unter Umständen einen Brand auslöst. Wenn ein Pleuelabriss bei stets korrekten Ölwechseln einfach nur später stattfindet, ist damit ja nichts gewonnen.

Das ist die offizielle Lesart. Allerdings: Bleihaltige Lager sind nun mal verboten seit Jahren und auch die Konkurrenz darf sie nicht verwenden. Es gibt Stimmen im Netz, die die Ursachendiskussion auf zwei weitere und für MAN deutlich unangenehmere Themen lenken möchten. Zum einen geht es darum, dass Öl als Folge der Abgasrückführung schneller verdreckt und damit für Verstopfungen der Ölkanäle führt, zum anderen gilt die im Motor verbaute Ölpumpe als Schwachstelle dieser MAN-Modelle. Hier geht es um die Anordnung des Bauteils im Motor und die Verwendung der Metalle, die hier im Zusammenspiel der Komponenten immer wieder für Probleme sorgen. Eine gutachterliche Untersuchung eines ausgebrannten LKWs hat es meines Wissens bislang nicht gegeben.

Schuldfrage wird nicht diskutiert

Gisevius:

„Ob letzten Endes ein nicht eingehaltener Service-Intervall oder ein Konstruktionsfehler für den Schadenseintritt verantwortlich ist, kann nur durch ein abschließendes Motor-Gutachten geklärt werden, bis dahin bleibt die Schuldfrage offen!“

Allerdings: Die Schuldübertragung an Lagerschalen, die man ja verwenden musste und für die es keine Alternative gab, und LKW-Eigner die es mit der Wartung und Inspektion nicht so genau nehmen, passt der MAN-Strategie zur Schadensvermeidung natürlich deutlich besser ins Konzept.

 

MAN startet Rückruf

MAN selbst ruft die Besitzer bestimmter Fahrzeuge der Baujahre 2016 bis 2019 mit D26-Motoren der Euro 6c-Norm erneut zur Kontrolle in der Werkstatt. Betroffen sind große LKW und Busse mit Euro-6c-Motoren der Typen

  • D2676LF51-53
  • D2676LOH35-37

 

aus der Fertigungsphase von 11/2016 bis 08/2019.

Laut offizieller Stellungnahme kann übermäßige Alterung und Verschmutzung des Motoröls Schäden an Ölfilterbauteilen anrichten und die notwendige Ölversorgung zu schmierender Teile nachhaltig verschlechtern.

Neben nicht durchgeführten aber vorgeschriebenen Wartungen steht weiteres “Benutzerversagen” auf einer langen Liste:

  • ein Überdrehen des Motors
  • Eindringen von (Kühl-)Wasser ins Motoröl
  • Motortuning
  • nicht zulässige Verwendung nicht freigegebener Motoröle sowie deren Vermischung
  • die Verwendung von Wartungsteilen wie Motorölfilter, Luft- und Dieselfilter aus dem Zubehörhandel

Eine eigene Verantwortlichkeit räumt MAN lediglich mit Hinweis auf die bleifreien Pleuellager ein, und verweist dabei auf die im Bauzeitraum einzuhaltende Pflicht zur Verwendung solcher Bauteile. Man habe also gar nicht anders handeln können, als Lager einzubauen, die sich im Nachhinein als ungeeignet erwiesen.

MAN hat die bleihaltigen Pleuellager aufgrund einer EU-Verordnung zur Verwendung schadstarmer Materialien durch Stücke mit anderen Legierungen ersetzt. Folgt man den Inspektionsplänen und/oder den im Fahrzeug verbauten Rechnern, dann sieht MAN eine Haltbarkeit im normalen Rahmen voraus – also bis zu mehr als eine Million Kilometer.

Zudem können bei Wartungen die Zustände der Lager offensichtlich geprüft werden. Warum es trotzdem so viele frühe Fälle gibt, bleibt dann aber doch unklar. Vielleicht liegen wichtige Informationen nicht allen Eignern vor.

Diese Lager seien empfindlicher gegen Verunreinigungen und Ölalterungen. Nach langen Laufzeiten von 400.000 und 500.000 Kilometer könne es im Zusammenhang mit verpassten Motorölwechseln zu Motorschäden und auch zu nachfolgenden Motorbränden kommen. Das Risiko könne aber durch die Einhaltung von Wartungsintervallen minimiert werden und MAN LKW sollten dann auch mit bleifreien Lagern eine Million und mehr Kilometer laufen.

Ob der “Burning MAN” in Anspielung auf das legendäre Festival in der Wüste Nevadas in die Marketingstrategie des LKW-Produzenten passt, mag gern bezweifelt werden. Daher müht sich das Unternehmen aktuell, die Zahl der betroffenen LKW in Bezug auf die Gesamtzahl aller ausgelieferten Modelle herunterzuspielen.

Auch eine unter Umständen vorliegende Herstellerhaftung sieht man nicht. Auch die grundsätzliche Gerfahr, dass ein Brand des Motors auch bei Einhaltung der Intervalle droht – nur eben später, wird von MAN nicht öffentlich diskutiert. Man setzt zur Schadensminimierung auf die Sensibilität der Fahrer und das Verantwortungsbewusstsein der Eigentümer.

Wie groß ist die Gefahr von einem MAN TGX Motorschaden?

Nach Herstellerangaben gibt es europaweit etwa 120.000 LKW, die vom Motorschaden- und Motorbrand-Szenario betroffen sein könnten. Der Hersteller selbst sprach Mitte 2024 von 170 dokumentierten Brandfällen, die Dunkelziffer ist aufgrund vieler sicherlich abgeschlossenen Stillschweigevereinbarungen deutlich höher.

Rechtsanwalt Gisevius:

“Da ist schon ein Muster zu erkennen. Ansteigende Fallzahlen eines abgeschlossenen Fertigungszeitraumes sprechen für einen laufleisttungsabhänigige  Schadenseintritt. Je mehr LKW die kritische Marke überschreiten, je mehr sind betroffen.”

Für den erfahrenen Anwalt ist auch der Zusammenhang zwischen Motorschaden und Feuer von Bedeutung, denn eine derart zuverlässige Brandauslösung deutet auf viel zu hohe Temperaturen von Bauteilen, die grundsätzlich besser vor Hitze geschützt werden müssten. Anzumerken ist auch, dass ein Pleuelabriss ein absolut kapitaler Motorschaden ist, der LKW kann nur noch ausrollen. Dass es unter diesen Umständen trotzdem noch zu Motorbränden kommt macht deutlich, wie schnell der LKW in Flammen aufgeht. Zeugen sprechen von regelrechten Explosionen.

Motorexperten gehen aber auch davon aus, dass der Schadenseintritt nicht von heute auf morgen auf einen Schlag erfolgt, sondern dass sich die Lager schon während der Garantiezeit zersetzen, was MAN eindeutig in die Herstellerhaftung ziehen würde.

Und die Moral dabei?

Der Schaden tritt als Ergebnis einer Kette von Ereignissen ein

  1. Schwaches Pleuellager oder ausbleibende Schmierung durch Ölpumpenprobleme
  2. Trockenlauf
  3. Pleuelabriss
  4. Loch im Motor
  5. Öl-Entzündung


Folge: Der Motor brennt, Feuer greift auf die Ladung über und richtet im Umfeld sehr großen Schaden an. Allgemeine Infrastruktur wie Fahrbahn, Brücken, Tunnel werden beschädigt.

Wer verliert beim “Bayrischen Roulette”

Wann dieses Szenario eintritt, ist völlig nebensächlich. Es kann einem Spediteur aber nicht egal sein, wann seine Leute aus einem brennenden Führerhaus springen müssen, ob das nun bei 150.000 Kilometern passiert oder nach einer Million. Feuer droht und die Gefahr wird nicht abgeschaltet, höchstens verzögert, was der LKW-Experte Jan Bergrath als “Bayrisches Roulette” bezeichnet.

Fahrer, weitere Verkehrsteilnehmer und vor allem Rettungskräfte werden gefährdet. Eine richtige Katastrophe, z.B. mit verheerenden Umweltschäden ist bislang noch nicht eingetreten, was aber bei bis zu 30 Fahrzeugbränden pro Monat nur eine Frage der Zeit bleibt. Beim Brand eines Tanklastzuges bei Dresden oder beim Brand im Elbtunnel konnte die Feuerwehr eine Katastrophe nur knapp verhindern.

Der Austausch der Lager soll etwa 2000 Euro kosten – ein wahnwitzig kleiner Betrag in Relation zu möglichen Schäden.

Auffallend ist, dass es auch in den sonst sehr streitlustigen Foren keine wirklichen Aussagen zur Streitführung gibt. Das spricht vor Stillschweigevereinbarungen zwischen den Beteiligten.

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2 Antworten

  1. Hallo. Wir sind ein Bauunternehmen aus dem polnischen Zgorzelec an der Grenze zu Deutschland. Seit Jahren nutzen wir LKW’s des Herstellers MAN. Eines unseres LKW’s ist am vergangenen Montag, den 25.11 während einer Betriebsfahrt plötzlich in Flammen aufgegangen. Es handelt sich um das beschriebene Pleuellagerschaden…. Der LKW ist aus dem Jahre 2018 und gerade mal 150 tsd gelaufen. Alle Inspektionen wurden eingehalten. Auch eine Rückrufaktion am Motor hat der besagte LKW im Februar hinter sich… Nurch durch Glück ist niemand bei dem Vorfall zum Schaden gekommen… MAN Polen und MAN Deutschland scheinen an dem ernsten Vorfall interessiert zu sein…. Wir brauchen dringend Hilfe und Rat über die weitere Vorgehensweise, wie wir gegenüber dem Hersteller unsere Ansprüche geltend machen können. Es ist grob fahrlässig , welchen Gefahren MAN ihre treuen Kunden und Nutzer ausgesetzt hat und in keiner Weise akzeptabel.

    M.f.G

    Tech- Bud

    1. Hallo und danke für Ihre Mail. Diese ganze Sache ist wirklich unglaublich. Wahrscheinlich gibt es zig weitere Fälle aber viele kommen nicht an die Öffentlichkeit, weil die Autoversicherung artig zahlt. Vielleicht einigt sich MAN mit den Versicherungen und weitere Fälle kommen nicht ans Licht. Bitte geben Sie mir doch Ihre Kontaktdaten an info@motorschaden.de – einer unserer Experten wird sich unverbindlich und kostenlos bei Ihnen melden.

      Ihnen alles Gute
      Udo Schmallenberg
      motorschaden.de

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